Geschichtliche Entwicklung
Seit 2017 gibt es in der Karwoche, die so genannte „All In – Feier“. Dabei werden die Geheimnisse der letzten Tage Jesu, sein Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen in einer einzigen Feier begangen. Ausgangspunkt waren Erfahrungen mit „Osternacht mit allen Sinnen“ und „Kartagen intensiv“ in der Pfarreiemgemeinschaft Oberer Sinngrund und Überlegungen in einem Gesprächsprozess der Diözese Würzburg und der daraus resultierenden „Modell Gemeinden Liturgie“.
In Zusammenarbeit mit dem Liturgiereferat entwickelte eine Arbeitsgruppe im Raum Bad Brückenau dann diese moderne Form von Liturgie.
Vor allem geht es darum, Menschen für gottesdienstliches Geschehen zu begeistern, die, aus welchen Gründen auch immer, nicht mehr regelmäßig Gottesdienste besuchen, aber trotzdem interessiert sind an lebendigen Feiern des Glaubens. Mit einer Coronapause fanden nun diese Feiern, die auf Grundlage der Liturgiekarten des Bistums Würzburg gestaltet worden sind (https://liturgie.bistum-wuerzburg.de/downloads/liturgiekarten/ ) zum fünften Mal statt. Nachdem man in den ersten Jahren vor allem an verschiedenen Stationen im Freien, im Staatsbad Brückenau und in Wildflecken unterwegs war, fanden die diesjährigen Feiern in der Wallfahrtskirche auf dem Volkersberg und in der Kuratiekirche in Riedenberg statt. Die Initiative dazu gab in diesem Jahr Organist Steffen Link, der vor allem das Geschehen rund um Tod und Leben musikalisch vertiefen wollte. Im Dekanatskantor Markus Wollmann fand er gleich einen begeistern Mitarbeiter. Daraufhin wurde eine Vorbereitungsgruppe gegründet um diese Feiern menschennah und zeitgerecht vorzubereiten. Um Pastoralreferent Bernhard Hopf bildete sich so eine SprecherInnengruppe und eine Performancegruppe und versuchten Musik, Gestaltung und Texte in Einklang mit der Botschaft zu bringen.
Inhalt der Feiern
Im Mittelpunkt des Geschehens standen die Texte der Bibel, die die Liturgie seit Jahrhunderten an den Kar- und Ostertagen verkündet. Diese wurden in einem Dialog zu ausdrucksstarken Texten aus der Weltliteratur gebracht. Bei den Texten geht es vor allem darum, sie durch die SprecherInnen so zum Ausdruck zu bringen, dass sie von den HörerInnen neu und aktiv wahrgenommen werden können.
Die Botschaft, die so in neuen Zusammenhängen eine aktuelle Wirklichkeit bekam, wurde gefühlvoll durch die Organisten und die Saxophonistin Carolin Klug-Schäfer interpretiert. Zur Musik oder aber auch in Stille brachte die Performancegruppe aus dem Pastoralen Raum Bad Brückenau unter der Leitung von Susanne Raab das Gehörte auf die Bühne einer beeindruckenden visuellen Wahrnehmung. Somit waren alle Sinne angesprochen und es kam zu neuen Begegnungen mit der Geschichte Gottes tief im Innern der Menschen und wurde so zu einem großartigen Erlebnis.
So blieben manche gesprochene Texte durch ihre starken Betonungen im Gedächtnis der Zuhörer. Die Musik hüllte wie ein Kleid, das Gehörte ein und brachte so auch noch neue Nuancen zum klingen. Einzelne Szenen und Skulpturen der Performance Gruppe brachten die Botschaft meditativ in die visuelle Dimension, so dass daraus eine lange Erinnerung wachsen konnte. Die Mitfeiernden wurden wirklich in das Geschehen mit hinein genommen.
Licht und Tontechnik
Durch stimmungsvollen Lichteinsatz bekamen die einzelnen Szenen Unterstützung in der Wahrnehmung.
Insgesamt wurde ein großes Augenmerk auf eine funktionierende Technik bei der Veranstaltung gelegt, damit die Texte und die Musik auch wirklich gehört und verstanden werden konnte und die Szenen der Performance im richtigen Licht erschienen. Dazu waren auch Hintergrund MitarbeiterInnen von großer Wichtigkeit.
Mehrgenerationen-Gemeindeversammlung und Werbung/Mission
Bei den zwei Feiern auf dem Volkersberg und in Riedenberg versammelten sich so Menschen verschiedene Generationen.
Wichtig dafür war eine entsprechende Werbung, kirchlich – christlich ausgedrückt, sprechen wir hier von Mission. Denn es geht darum die Botschaft eines befreiten Lebens, so in die heutige Zeit zu verkünden, dass sie von den Menschen wahrgenommen wird und geglaubt werden kann.
Raumgestaltung
Für ein aktives Erleben der Feiern wurden auch die Kirchenräume umgestaltet. Damit die verschiedenen Szenen an unterschiedlichen Orten auch gut wahrgenommen werden konnten. Dabei erwies sich in Riedenberg die Möglichkeit der Umstellung der Bänke in einen relativ großen Zentralraum, der so entstehen konnte, als sehr positiv. Somit waren bei der Feier am Karfreitag sowohl die Performanceszenen in der Mitte der Gemeinde, sowie die über- lebensgroß projizierten modernen Kreuzweg Bilder von Doris Hopf, gut wahrnehmbar.
Reaktionen
Die Reaktionen der TeilnehmerInnen waren durchweg sehr positiv: „So habe ich das Ostergeschehen noch nie erlebt – es wird mir lange in Erinnerung bleiben“, sagte eine junge Frau. „ Der Zusammenklang der Spielszenen, die beeindruckenden Texte und die Musik war für mich ein Eintauchen in die Geschichte und hat mein Leben bereichert“, sagte eine andere Stimme.
Auch die spontanen Reaktionen nach den einzelnen Feiern gehen in die Richtung der tätigen Teilnahme, die das Zweite Vatikanische Konzil von der mitfeiernden Gemeinde der Gottesdienste wünscht. So war ein verstockender Applaus auf dem Volkersberg die Reaktion auf das offen-dramatische Ende, während in Riedenberg lautes Klatschen gleich einem Schlussfeuerwerk die Botschaft der Auferstehung besiegelte.
Ausblick
Solche Feiern, wie sie auch beim Synodalen Weg eine Rolle spielten, werden die Zukunft der Liturgielandschaft in den pastoralen Räumen prägen. Dabei wird man auch in Zukunft den verschiedenen Strömungen innerhalb der Christen in einem ökumenischen Zusammenklang mit bedenken müssen. Die Feiern werden vom Liturgiereferat der Diözese evaluiert und weiter entwickelt, sowie auch wissenschaftlich begleitet, so dass sie für die Feier der Liturgie in unserer Zeit fruchtbar werden. Denn Liturgie will Feier des Lebens der Menschen in Beziehung zu Gott in der jeweiligen Zeit sein.
Bernhard Hopf