Missbauchskandale, Vertuschungen, lebensfremde Moralvorstellungen – die katholische Kirche steht in letzter Zeit schwer in der Kritik. Viele Menschen in unserer Region antworten darauf mit dem Austritt aus ihrer Glaubensgemeinschaft. Dagegen will das Lernwerk Volkersberg ein Zeichen setzen und lädt ein, sich in der Fastenzeit neu mit Inhalt und Bedeutung der christlichen Botschaft auseinanderzusetzen.
„Ich kann jeden verstehen, der im Moment überlegt, die Kirche zu verlassen und sich von dieser Institution distanziert“, sagt Annekatrin Vogler, Bildungsreferentin im Lernwerk Volkersberg. Auch sie quälen Zweifel und die Frage, ob sie in der Kirche noch am richtigen Platz ist. „Als Institution Kirche haben wir den Kern unseres Glaubens verraten: wir haben die Liebe Gottes gepredigt und sie in unseren Taten aufs Schändlichste missbraucht. Da gibt es nichts schönzureden.“
In einer solchen Situation ist es für die Verantwortlichen am Volkersberg wichtig, sich der Grundlagen zu versichern. Was ist Glaube und wozu ist er gut? Was hat Glaube mit meinem Leben zu tun? Und wie kann Kirche ein Raum sein, in dem Gottes Geist spürbar ist?
„Nur so kann ich erkennen, ob das Thema Glaube eine Bedeutung in meinem Leben hat – oder eine leere Hülle geworden ist, die ich hinter mir lassen kann.“ sagt Martina Reinwald, Leiterin des Lernwerks. Daher haben sie und ihr Team für die diesjährige Fastenzeit einen neuen Kurs konzipiert. An sechs Abenden geht es um die Frage, welche Bedeutung Glaube in der heutigen Zeit haben kann. Die drei sind sich ganz sicher: Das Christentum bietet mehr als langweilige Gottesdienste oder lebensfremde Dogmen.
Leitfaden für die Auseinandersetzung bildet das Glaubensbekenntnis. Dabei geht es um die Bedeutung der einzelnen Glaubensinhalte für unser Leben im Hier und Jetzt. Und dafür ist es notwendig, die alten Texte neu mit Leben füllen: „Wenn es uns gelingt, den Worten neues Leben einzuhauchen, beginnen diese uralten Worte plötzlich unser Leben heute zu bereichern. Ganz häufig erleben wir hier am Volkersberg Menschen, die sich nach dem Religionsunterricht in der Schule nicht mehr mit ihrem Glauben auseinandergesetzt haben und dann sagen: ,Das hat doch alles gar nichts mit meinem Leben zu tun.` Und das ist ja auch nur logisch! Schließlich bin ich doch auch in anderen Lebensbereichen ein anderer geworden und denke nicht mehr wie ein Kind.“ erzählt Jens Hausdörfer, Geistlicher Begleiter im Haus Volkersberg.
Ein verantwortungsvolles und erwachsenes Leben braucht auch einen erwachsenen Glauben. Dazu will das Lernwerk einen Beitrag leisten.
Dabei ist den Initiatoren wichtig: Beim Thema Glauben geht es nicht um Richtig oder Falsch, sondern um den Austausch und Deutung von prägenden Lebenserfahrungen. Zu den Abenden ist daher jeder herzlich willkommen, Vorkenntnisse braucht es keine. Lediglich die Bereitschaft ist wichtig, sich von den Impulsen herausfordern zu lassen und seine eigenen Glaubenssätze kritisch zu hinterfragen.
Jeder Abend beginnt mit einer kurzen Stilleübung, bevor sich die Teilnehmer über einen Abschnitt des Glaubensbekenntnis austauschen und ins Gespräch kommen. Eine kreative Betätigung, wie Malen oder eine Schreibmeditation beschließt den Abend.
Wer den Sprung ins kalte Wasser wagen will, findet alle informationen zum Kurs unter www.lernwerk.volkersberg.de bzw. unter der Telefonnummer 09741/913232.
Treffpunkt ist jeden Montag in der Fastenzeit von 19 bis 21 Uhr im Meditationsraum des Lernwerk Volkersberg. Der erste Termin ist am 07.03.2022.
Die Teilnahme ist kostenlos, um eine kleine Spende zur Deckung der Materialkosten wird gebeten. Wer mag, ist bereits ab 18 Uhr eingeladen, gemeinsam zu Abend zu essen (zum Selbstkostenpreis von 7,60 Euro, bitte jeweils bei der Anmeldung angeben).
Die einzelnen Abende bauen inhaltlich aufeinander auf, die Teilnahme an Einzelterminen ist jedoch möglich. Die Anmeldung zu den einzelnen Abenden muss jeweils bis zum vorhergehenden Freitag erfolgen.