Mit großem Unverständnis reagiert das Jugendbildungsteam der Jugendbildungsstätte Volkersberg auf den Haushaltsentwurf der Bundesregierung, der drastische Kürzungen bei den Mitteln für den Bundesfreiwilligendienst und das Freiwillige Soziale Jahr vorsieht.
Der Bundesfreiwilligendienst soll um 53 Millionen Euro und das Freiwillige Soziale Jahr um 25 Millionen Euro gekürzt werden. Gleichzeitig steigen jedoch die Ausgaben des Bundesamtes für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, das selbst Freiwilligendienste anbietet, um mehr als acht Millionen Euro an. Für 2025 wurde eine weitere Kürzung von insgesamt 35 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Mit diesen Kürzungen würden 2024 jeder vierte Platz in einem Freiwilligendienst wegfallen, in Bayern wären das bis zu 1000 Plätze.
„Diese Kürzungen sind für uns völlig unverständlich vor dem Hintergrund der immensen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht und auch angesichts der Diskussionen um einen Pflichtdienst. Denn Freiwilligendienste leisten durch Demokratiebildung und gelebte Inklusion einen unschätzbaren Beitrag gegen extremistische Einstellungen und Ausgrenzung“, erläutert der koordinierende Jugendbildungsreferent am Volkersberg Ralf Sauer. Viele junge Menschen nutzen einen Freiwilligendienst als Orientierungs- und Bildungsjahr. Hierdurch erwerben sie Verständnis und Wertschätzung für die gesellschaftliche Bedeutung sozialer, kultureller und ökologischer Arbeit und somit auch für die Bedeutung von Gemeinsinn und Engagement. „Jeder investierte Euro in Freiwilligendienste ist gut angelegtes Geld. Es sind gerade die Freiwilligendienstleistenden, die mit großem Engagement in den sozialen Tätigkeitsfeldern unterstützen und mit anpacken. Der Rotstift wird hier an der vollkommen falschen Stelle angesetzt“, so Sauer weiter.
An der Jugendbildungsstätte Volkersberg des Bistum Würzburg bestehen schon seit vielen Jahren die Möglichkeiten ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen sowie einen Bundesfreiwilligendienst im Team der Haustechnik zu absolvieren. Gerne erinnert man sich hier bspw. an Jakob Frank aus Burkardroth, der zwölf Monate lang einen Bundesfreiwilligendienst ableistete. Neben Reparaturarbeiten waren die Grundstückpflege, Umsetzung des Müllkonzeptes und Gästebetreuung seine Aufgaben. Schnell freundete er sich auch mit einem jungen Flüchtling aus Äthiopien an, der in Volkers wohnte und lernte mit ihm Deutsch. Am Ende zeigte er sich stolz und dankbar: „Dieses Jahr war das Beste, was mir passieren konnte. Eigentlich sollte jeder so eine Erfahrung machen. Ich habe unglaublich viel gelernt, menschlich wie handwerklich, und bin reifer geworden“. Er lernte Verantwortung zu übernehmen. Er wurde erwachsener und selbstständiger. Erfahrungen, die viele junge Menschen in einem Freiwilligendienst machen.
„Ich bin mir sicher, ein Freiwilligendienst tut jedem jungen Menschen richtig gut - egal ob dieser im sozialen, pädagogischen oder technischen Bereich oder auch im freiwilligen Wehrdienst ist. Ein Jahr zum Durchschnaufen, neue Erfahrungen sammeln, sich für andere engagieren und sich selbst neu kennenzulernen ist sehr wertvoll“, berichtet Ralf Sauer abschließend.
Am Volkersberg hofft man noch, die politisch Verantwortlichen davon überzeugen und umstimmen zu können. Hierzu hat das Volkersbergteam allen unterfränkischen Bundestagsabgeordneten einen Brief geschrieben und auch eine Einladung zum Kennenlernen der Freiwilligendienste am Volkersberg ausgesprochen.
Ralf Sauer