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Verschiedene Länder, ähnliche Probleme

Weltkonferenz der Internationalen Katholischen Landvolkbewegung (FIMARC) am Volkersberg – Delegierte sehen weltweite Probleme: Zu wenig Fläche für die Landwirtschaft, zu niedrige Preise für die Erzeugnisse

Würzburg/Volkersberg (POW) Fachvorträge, Gruppenarbeit und Besuche bei landwirtschaftlichen Betrieben: Die mehr als 80 Delegierten aus 40 Ländern, die seit dem 16. Mai an der Weltkonferenz der Internationalen Landvolkbewegung (FIMARC) auf dem Volkersberg in der Rhön teilnehmen, haben bereits ein straffes Programm hinter sich. Bei einem „Abend der Begegnung" im Exerzitienhaus Himmelspforten in Würzburg ziehen einige Teilnehmer eine Zwischenbilanz ihrer bisherigen Erlebnisse und Erfahrungen. Die Konferenz endet am Dienstag, 27. Mai, mit der Feier des 50-jährigen Bestehens der FIMARC.

Ein Unterschied zwischen der Landwirtschaft in Afrika und in Europa fällt Medard Meyanga Ayong aus Kamerun sofort ins Auge: „Hier sind die Leute organisiert und mechanisiert." Er selbst besitzt einen Familienbetrieb, in dem er Erdnüsse anbaut, außerdem Gemüse für den Eigenbedarf, dazu kommen ein paar Schweine. „Die Felder sind sehr groß", vergleicht er. „Bei uns sind die Felder kleiner und wir arbeiten mit unseren Händen." Doch die großen Probleme sind in seinen Augen die gleichen, in Afrika wie in Europa: Die Landwirtschaft habe immer weniger Fläche zur Verfügung – unter anderem, weil immer mehr Land für Straßen und Industrie verbraucht werde – und die Preise für landwirtschaftliche Erzeugnisse seien zu niedrig. „Es scheint, dass es hier auch keine guten Preise gibt", sagt er. Zwar würden europäische Landwirte – im Gegensatz zu ihren afrikanischen Kollegen – subventioniert. „Ich frage mich, wohin das führen wird", sorgt sich Ayong." Wir müssen Preise bekommen, die unsere Ausgaben decken."

Im Rahmen eines sogenannten Exposure-Programms hatten die Delegierten in den Tagen zuvor unterschiedliche landwirtschaftliche Betriebe besucht. „Wir haben in Belgien einen Familienbetrieb gesehen, in dem Ziegenkäse hergestellt wird, einen Betrieb für Gemüseanbau und eine Organisation, die sich mit Fragen der Umwelt, Innovation und Tourismus befasst", zählt Marek Stepien aus Polen auf. Er ist Lehrer und Mitglied einer Organisation, die sich um Kinder im ländlichen Raum kümmert. „Die Bauernhöfe hier sind größer und spezialisierter. Sie benutzen viel Dünger und viele Pestizide." Im Süden und Südosten Polens etwa seien die Höfe kleiner, es werde „noch relativ ökologisch" produziert. Doch auch in seiner Heimat sei ein Wandel hin zu größeren landwirtschaftlichen Betrieben in Gange, zumal der Grunderwerb seines Wissens vergleichsweise günstig sei. Für die kleinen Landwirte werde es dagegen schwieriger, Land zu erwerben. „Ich denke, das ist ein großes Problem."

„Wir haben ein junges Paar besucht, beide mit einem landwirtschaftlichen Diplom, das Produkte aus Ziegenmilch herstellt. Sie planen nun, eigenes Land zu kaufen", erzählen Menu De Silva und Malani Perera aus Sri Lanka von ihrem Aufenthalt in Belgien im Rahmen des Exposure-Programms. „Es ist eine gute Sache, dass die junge Generation mit der familienbetriebenen Landwirtschaft vertraut ist." Die beiden Frauen arbeiten im Community Education Center. „Wir arbeiten mit der Landbevölkerung in Sri Lanka zusammen", erklärt De Silva. Zu den Aufgaben der Organisation gehöre es unter anderem, die Armut zu bekämpfen, die Rechte der Frauen zu stärken und ökologischen Landbau zu fördern. Sri Lanka sei von der Landwirtschaft geprägt, erklärt De Silva. Reis und Tee sind die wichtigsten Produkte: „Wir sind der weltweit zweitgrößte Exporteur von Tee."

Traditionelles Wissen und traditionelle Methoden bestimmen nach De Silvas Worten die Landwirtschaft in Sri Lanka. Das Wissen werde von einer Generation an die nächste weitergegeben. Doch mit der zunehmenden Landflucht der jungen Generation gehe auch dieses Wissen verloren. Zugleich würden große Unternehmen versuchen, die Landwirte für gentechnisch veränderten Reis und Düngemittel zu interessieren, und mit der Aussicht auf höhere Erträge locken. Ihre Organisation arbeite daran, das Wissen um traditionelle Anbaumethoden wie auch traditionelle Pflanzen zu bewahren, erklärt De Silva. „Es gibt beispielsweise 56 verschiedene Arten von Reis", sagt sie. „Wir müssen sie bewahren und haben dazu Samenbanken angelegt."

Auf ökologische Landwirtschaft setzt auch Mario Caicedo aus Villavicencio in Kolumbien. Der Arzt arbeitet für eine Organisation, die sich um Landwirte und ihre Familien kümmert. „Wir haben einen ökologischen Modellhof mit Tieren und Pflanzen", sagt er: „Alles ist bio." Im Elsass besuchte er unter anderem einen Landwirt, der Biogetreide anbaut, und eine Weingenossenschaft. „Es gibt auch in Kolumbien Genossenschaften, aber sie erzielen nicht die gleichen Ergebnisse", erzählt er. „Ihnen fehlt das Vertrauen in das, was man zusammen erreichen könnte." Auch für Medard Meyanga Ayong ist der Zusammenhalt ein wichtiges Thema. Er besuchte im Rahmen des Exposure-Programms auch einen Bauernhof, auf dem arbeitslose junge Leute eine Ausbildung erhalten: „Bei uns ist jeder auf sich gestellt." In den Genossenschaften sieht er ein mögliches Vorbild. Er habe Beispiele gesehen, wie sich Erzeuger organisieren, um ihre Kunden direkt zu beliefern. „Wir müssen uns besser organisieren", ist er überzeugt.

Kerstin Schmeiser-Weiß (POW)

(2214/0514; E-Mail voraus)

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