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Weniger ist mehr

Wort zum Sonntag von Jens Hausdörfer

Wir leben in turbulenten Zeiten. Eine Krise jagt die andere. Kriege, Klimawandel und Migration stellen uns vor ganz neue Herausforderungen.

Die Fastenzeit lädt uns ein, mit ein wenig Abstand auf das Geschehen in unserem Land und in unserer Welt zu schauen. Dabei wird schnell klar: Wir alle stehen vor einem großen Wandel. Alte Sicherheiten tragen nicht mehr und soziale Ungerechtigkeiten und Klimawandel erforden ein völlig neues Denken und Handeln.

Da die Ressourcen unseres Planetens begrenzt sind und wir auch den Menschen in anderen Ländern und Kontinenten ein menschenwürdiges Leben in einem angemessenen Wohlstand zugestehen müssen, kann das für uns nur eines bedeuten:

Wir werden lernen müssen, genügsamer zu werden. Ja, wir werden in unserer Lebensführung Abstriche machen – bei Wohlstand, Konsum und Luxus. Papst Franziskus schrieb schon 2015 in seiner Enzyklika Laudato Si über die Verbindung von ökologischer und sozialer Frage und weist darauf hin, dass die Stunde gekommen sei, in der: „in einigen Teilen der Welt eine gewisse Rezession zu akzeptieren ist und Hilfen zu geben sind, damit in anderen Teilen ein gesunder Aufschwung stattfinden kann.“

Wie immer in Wandlungsprozessen erzeugen diese Zeiten Angst und Ohnmacht. Leider mündet dieser Gefühlscocktail oftmals auch in Wut, Aggression und blanken Hass, wie dies der Ton der politischen Auseinandersetzung deutlich macht. Ich muss nur gewisse Schlagworte, wie Gender-Sternchen, Wärmepumpe oder Klimaaktivist in den Mund nehmen, schon reißt nicht wenigen Zeitgenossen die Hutschnur. Das ist kindisch. Und einem erwachsenen Menschen nicht würdig.

Denn es liegen auch große Chancen in diesem Prozess: So ist erwiesen, dass ab einem gewissen Punkt weiteres Wirtschaftswachstum nicht mehr zu einem gelungenen Leben beiträgt. Und diesen Punkt haben wir in Deutschland längst überschritten. Im Gegenteil, wir leiden ja bereits unter zahlreichen Zivilisationskrankheiten und weiteren negativen Folgen einer Leistungs- und Konsumgesellschaft.

„Weniger ist mehr“ lautet somit das Gebot der Stunde. Dabei geht es nicht nicht darum, auf die Befriedigung von Grundbedürfnissen zu verzichten, sondern auf den Konsum von Luxusgütern, die uns als Menschen nicht gut tun. Es geht um einen Wertewandel, dem es um eine Befreiung vom Überfluss und eine Fokussierung des Wesentlichen geht. Genau das also, was viele Christen mit der Fastenzeit verbinden und versuchen in diesen Woochen einzuüben: Ein Weglassen des Zuviel, eine Konzentration auf das wirklich Wichtige, ein (Wieder-)Entdecken, dass wir Teil einer großen Schöpfung sind und daher eine große Verantwortung für Mensch und Natur haben.

Diese Binsenweisheit haben wir Menschen fortgesetzt missachtet und tun es noch immer. Dennoch ist sie im besten Sinn des Wortes alternativlos, wenn wir die Kriege und Krisen in unserer Welt nicht noch weiter anheizen wollen.

Wir können, sollen und dürfen sofort damit anfangen, diese neue Haltung in unserem Leben einzuüben. Dadurch ist die Welt noch nicht automatisch gerecht und gut, aber wir zeigen dadurch, dass eine andere Welt möglich ist. Und setzen ein Zeichen gegen Egoismus, Populismus und rechte Parolen in Kirche, Politik und Gesellschaft.

Jens Hausdörfer